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Ich hab' sie nicht alle!

  • daehlert
  • 14. Juni
  • 3 Min. Lesezeit

Ich meine es ernst: Ich hab' sie nicht alle. Und ich hege keine Absichten, an diesem Zustand etwas zu ändern.

Okay, ich wollte nicht über Modellbahnen bloggen, und dieses Versprechen werde ich halten. Über ModelleisenbahnER. darf ich schreiben. Über mich. Der Anlass? Vor einem Monat habe ich meine letzte RhB Ge 4/4 II gekauft - als Modell von LGB, etwa fünf Kilo schwer.

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Meine letzte: Wortwörtlich. Die Letzte für meine Sammlung. Ja, ich habe ein Faible für diesen Loktyp. Wie sehr, zeigt euch mein Video auf YouTube.

Eines ist klar: Modellbahner haben sie nicht alle. Ausnahmslos. Wir sind eine typische Bubble - Märklinisten, Fleischmänner und Lehmanngrossbahner... wer draussen ist, versteht Bahnhof. Das Maskulin ist übrigens nicht generisch: Es ist ein Refugium für weisse Männer, häufig vorgerückten Alters. Frauen werden längst Lokführerin, kontrollieren Tickets im Zug, sitzen in der Betriebszentrale vor Bildschirmwänden oder bauen Geleise. Eisenbahn in 1:1, wenn schon: Das verkleinerte Zeugs im Hobbykeller ist nicht ihr Ding.

Massstäbe von 1:220 bis 1:22. Gleichstrom, Wechselstrom. Analog, Digital. Dutzende von Gleissystemen: In der Bubble herrscht Chaos, nicht nur technisch. In der Hobbywelt gibt es nicht bloss Friede, Freude und idyllische Fallerhäuschen: Wer so viel Zeit und Geld investiert, ist überzeugt, selbst alles richtig zu machen. Und empört sich über die, welche anders ticken.

Die 'Teppichbahner', beispielsweise, sind zu faul, eine Anlage zu bauen. Sie stecken am Samstag ein paar Gleise und Weichen zusammen, und kaum haben sie den TEE mühsam eingegleist, müssen sie die ganze Herrlichkeit wieder zusammenpacken, weil die Liebste mit dem Staubsauger aufkreuzt. 'Nietenzähler' sind die ewigen Nörgler, die bei jedem neuen Modell die winzigsten Mängel ausfindig machen und sich zwanzig Minuten lang im Video-Blog darüber aufregen. Wer nicht mal einen simplen Trafo an ein gerades Gleisstück anschliessen kann, aber trotzdem fünfhundert Lokomotiven besitzt, ist ein 'Vitrinenbahner'. Oder, noch schlimmer: 'Schachtelbahner', die unterste Kaste der Underdogs. Sie packen das gekaufte Rollmaterial nicht einmal aus.

Zurück zu mir: Ich bin ein vorbildorientierter Betriebler. Die Kartons stehen leer im Estrich, und meine Züge dürfen fahren. Sie sehen aus wie echt, nur etwas kürzer. Mein Rätien im Keller, das Albugadin, verfügt über einen ordentlichen Kopfbahnhof, der interessante Betriebsabläufe erlaubt. Und kaum ein Zug kommt unverändert aus der grossen weiten Bündnerwelt - pardon: dem Schattenbahnhof - zurück. 'Spielbahner', nennt man das in der Szene. Lächelnd-verächtlich: Das Kind im Manne... Habt ihr sie noch alle? Meine Modellwelt ist nicht nur statisch verkleinert, sondern 'lebt' auch wie das Vorbild.

Ich habe sie alle: Vierundzwanzig Ge 4/4 II der RhB. Nummer 611 bis 633. Grüne Lok, wie bei der ersten Ablieferung 1973. Rote mit runden und rechteckigen Scheinwerfern. Einige mit Werbung. Und nun eben auch die 626 im Pullman-Look. Keine ist gleich, denn mindestens unterscheiden sie sich mit den Wappen und Gemeindenamen, welche die ganze Serie trägt. Warum die 622 'Arosa' und nicht die 628 'S-chanf'? Ist doch ein so schönes Dorf! Da werde ich schon mal schwach.

611 bis 633. Alle. Moment, das wären doch dreiundzwanzig?... Exakt. Die 623 habe ich zweimal. Vorbildgerecht unterschiedlich: Einmal so, wie sie vor 10 Jahren ausgesehen hat, und einmal im aktuellen Look mit Glacier Express Werbung. Bin ich ein Sammler?

Nö. Dann hätte ich nämlich einunddreissig solche Maschinen. Sieben Varianten, die LGB produziert hat, 'musste ich nicht haben'. Also doch: Ich hab' sie nicht alle.

Mit den Ge 4/4 II ist nun Schluss, aber das Faible für die Wappenlok werde ich nicht los: Noch fehlen mir die 701 'Rätia' und 704 'Davos'. Ge 6/6 II, das ist was anderes.

Ich hab' sie nicht alle.

Typisch Modellbahner...

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2 Kommentare


Michael Fankhauser
Michael Fankhauser
16. Juni

Eindrücklich, Deine Sammlung. Das wir sie "nicht alle' haben macht es ja sympathisch. Und jeder darf auf seine Art glücklich werden. Ein schönes Hobby halt!

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daehlert
18. Juni
Antwort an

Ich weiss nicht, wie es dir geht - aber wir gehören eben zur Generation derer, die mit den 'Wappenlok' gross geworden sind. Ich finde, mit der Ae 6/6 hat die SBB einen grossen Wurf gelandet und diese Dynastie der Lokpersönlichkeiten begründet. Die Miniwäppchen auf den FVD, die schon nach kurzer Zeit wieder abblättern, sind kein Ersatz! Eine 'Kanton Schwyz' erkannte man auf Distanz, wie auch eine 'Bergün', schon wegen dem besonderen Schriftzug.

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