Level zwei
- daehlert
- 15. Apr.
- 2 Min. Lesezeit
...so heisst mein nächster Roman. Ja, ich bin wieder mittendrin und erfreue mich der Gesellschaft von Martin, Julia, Muriel und den vielen anderen Personen, die ich mir ausgedacht habe. Level zwei?
ETCS Level 2, das europäische System zur Führerstandssignalisierung und kontinuierlichen Zugsicherung: Die Eisenbahn spielt diesmal eine wichtige Rolle. Oder vielmehr: Das Universum der Eisenbahner, dieses seltsame Fluidum, dem sich niemand entziehen kann, der einmal ins Bad getaucht wurde: Verflucht und geliebt.
Ein Thema in einen Roman einzuflechten, das man bestens kennt, ist riskant: Es drohen Zuvielismus. Detailverliebtheit. Komplizierte Sätze. Gähnende Leserinnen und Leser, vor allem - das letzte, was sich ein Schreiberling wünscht. Mein Trick: Wir erfahren das meiste in Form von Fetzen aus fiktiven Medienberichten. Oder aus Diskussionen mit Gerber, dem freischaffenden Journalisten. Das ruft nach 'vulgarisieren', knalligen Sätzen.
Der Handlungsablauf in 'Destination Dreamworld' ist einfach gestrickt: Ich habe eine Kamera in Valeries Kopf gesetzt und ein Jahr ihres Lebens aufgezeichnet. Manchmal ist es ein Livemitschnitt, manchmal eine kommentierte Reportage. Einmal blicken wir durch die Augen einer jungen Frau in die Welt, dann wieder lesen und analysieren wir ihre Gedanken. Aber wir erfahren nicht, was ihre Eltern nach dem missratenen Coming-out besprechen. Lästern sie weiter über Zoé? Oder streiten sie sich darüber, ob sie den Dingen besser den Lauf lassen oder doch ein Machtwort sprechen sollten?
'Level zwei' ist abwechslungsreicher aufgebaut. Bern und Umgebung - hier spielt die Geschichte - ist quasi mit Kameras verwanzt - um bei der Metapher zu bleiben. Einmal überwachen sie jeden Schritt und Gedanken von Martin Haller: 56 Jahre alt, unteres Kader bei SBB Infrastruktur, viele Mödeli. Eines davon ist der tägliche Marsch zum Luft tanken und Nachdenken. Im nächsten Kapitel blicken wir der Youtuberin Julia über die Schultern, wenn sie knallige Outfits ausprobiert und bloggt. Oder ihrem Publikum: Muriel starrte mit düsterer Miene auf den kleinen Bildschirm und löschte das Abo für Julias Kanal. Zu sexy, zu jung, zu frech, zu intelligent: Sollte sich Martin mit dieser… Er hat sich von Jan, dem ETCS-Guru der SBB, dazu überreden lassen, seiner Tochter bei der Maturarbeit zu helfen. Ein Eisenbahnthema, hat sie ihrem BW-Lehrer am Gymer Neufeld etwas voreilig versprochen.
Corona ist ein weiterer Faden im Plot. Ausserordentlich schmerzhaft. Zum Glück erleben wir diese irre Zeit nur in der Rückschau: Ich bin’s – Julia. Dieses Video beweist, dass ich noch da bin, denn eigentlich hat alles aufgehört zu existieren. Ich. Die Welt. Sie ist eine trügerische Kulisse geworden. Pappe, wenn man hineingreift, statt Leben.
So hat es 'juliaissad' in ihrem ersten Beitrag protokolliert. Im Frühling 2020, sechzehn Jahre alt und verzweifelt. Unterdessen sind wir im Sommer 2022 angekommen. Was hat die Krise mit der jungen Frau gemacht? Niemand kann das Rad der Zeit zurückdrehen... philosophiert sie. So schön es auch wäre... denkt Martin.
Die erste Fassung des Romans habe ich 2023 geschrieben und vor einem Jahr grundlegend umgearbeitet. Fabian Schertenleib, Vincent Ducrot - pardon: Frédéric Dafflon, CEO der SBB AG - Julias Freundin Marie Cassano und Elisabeth Aschwanden vom BAV werden mich noch eine gute Weile auf Trab halten. Moment, da ist noch Mikesch, der um ein Haar reinrassige Karthäuser Kater. Er ist keine Erfindung: Er hiess nur anders und wohnte nicht in Niederwangen.
Selbstverständlich ist dieser Roman auch eine Liebesgeschichte. Eine total verrückte. Pssst!
Neugierig? Hoffentlich!

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