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Magie von Oz

  • daehlert
  • 21. Jan.
  • 2 Min. Lesezeit



Der Zauberer ist... eine Magierin. Lieber hätte ich gesagt: Hexe. Denn ich mag Hexen - starke Frauen voller Intelligenz, Intuition und Inspiration. Bestimmte Ausdrücke muss man kontextualisieren, um Kompliment und Kompromittierung auseinanderzuhalten.

Oz ist Rätoromanisch und bedeutet 'Heute': Ein Gourmetrestaurant, kein Fantasyland. Vegetarisch? Velouté aux Asperges, Spätzlipfanne, Gemüsecurry und Salade au Chèvre chaud in Ehren, aber dafür muss man nicht nach Fürstenau ins Domleschg pilgern. Gourmettempel? Wer ihn sucht, muss rechts rein statt links: Schloss Schauenstein von Andreas Caminada ist gleich gegenüber.

Nein, das Oz passt nicht ins Schema X. Maximal zwölf Gäste sitzen im Halbrund in der Küche. Besser gesagt: Im Atelier der Goldschmiede. Hier wird fermentiert, reduziert und drapiert. Die servierten Preziosen sind ein Augenschmaus, und den konnte ich in einer Bilddokumentation festhalten. Das Geschmackserlebnis bleibt im Hier und Heute. Oz. Einmalig. Eure Vorstellungskraft ist gefordert, wenn ihr auf den Link klickt. Ich habe keine Ambitionen als Gastrokritiker.

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Simeon Nikolov ist kein Chef mit Toque - vielmehr ein sympathischer Gemüseflüsterer. Wäre nicht alles so professionell perfekt zelebriert, könnte man die Atmosphäre 'familiär' nennen. Und die 'Hexe'? Sie kennt nicht bloss jeden Wein und Winzer beim Vornamen wie andere talentierte Sommelières, sondern kreiert und kredenzt auch Zaubertränke. Dem Credo von Oz getreu aus der Essenz von Früchten, Kräutern und Gemüsen. Dass kein Alkohol drin steckt, vergisst man glatt. Oder schätzt es.

Oz. Heute. Zeitgeist, wie ich ihn mag. Fundamentalem Vegetarismus haftet immer noch das vorwurfsvolle 'ich esse doch keine toten Tiere!' an. Verkürzung auf Verzicht, Verschmähtes und Verbotenes ist, leider, in Mode. Politisch korrekt, aber kontraproduktiv. 'Wir lassen uns die Bratwurst nicht wegnehmen', poltern dann Populisten und Wutbürger. Im Oz wird man nicht bestohlen, sondern beschenkt: Gemüse ist viel mehr als Beilage oder Ersatz. Wir essen es, weil es schmeckt, gut aussieht und gut tut!

Nehmen wir diese Erfahrung mit in den Alltag. Freuen wir uns über die vielen gut gemachten Videos auf den sozialen Netzwerken und klicken den Ramsch einfach weg. Fahren wir Bahn, Bus und Tram, weil es praktisch ist; nicht aus hasserfülltem Verzicht auf das Auto. Fördern wir Hexen, die mit Passion und Können begeistern, statt Frauenquoten zu fordern. Es gibt sie überall, man muss nur hinsehen.

Ich kann nicht 'kochen'; höchstens Essen zubereiten - auch Fleisch und Fisch. Kann ich schreiben? Die Essenz aus den Wörtern in präzise Gedanken abfüllen und als Bijou präsentieren, wie es Herr Nikolov und seine Crew mit der Ernte aus dem Garten vormacht? Schön wärs. Noch (?) liest mich fast niemand. Aber auch der Gaumenblog aus Oz hat jedes Mal höchstens ein Dutzend Leserinnen und Leser. Pardon. Verzauberte Esser.

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