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Teddybär

  • daehlert
  • 16. Mai
  • 2 Min. Lesezeit

Einem Kind den Teddy wegzunehmen, ist nicht ratsam: Es gibt Protestgeschrei. So passiert vor einigen Tagen. Das Kind: Die Alpeninitiative und andere Strassenverkehrskritiker. Der Plüschbär: Die Rollende Landstrasse, kurz RoLa; diese Züge, die wöchentlich 45 mal mit Lastwagen von Novara nach Freiburg im Breisgau hin- und her pendeln.

...ich glaubte nicht, was ich da sah... sang, oder besser gesagt, deklamierte einst Johnny Hill in seinem larmoyanten Hit 'Teddybär 1-4': Da standen 18 LKWs, ich war den Tränen nah... Passt: Der Teddy der Verkehrsverlagerungsschweiz befördert jährlich 70'000 bis 80'000 Sattelschlepper. Macht im Schnitt etwa 18 LKW pro Zug.

Stehende Lastwagen, die weder CO2 noch Lärm produzieren, sind gute LKW. Und Huckepackzüge sind etwas Besonderes - Eisenbahnfans lieben sie. Aber es ist zum Weinen: Ende 2025 ist Schluss! Da stehen sie dann nicht mehr, sondern fahren über die A2 und anderswo, die 18 LKWs. Schade für den Teddybär.

Dabei ist die Idee doch bestechend: Beide Verkehrsträger spielen ihre Vorteile aus. Der LKW holt ab und stellt zu, das kann er flexibler als ein Güterzug. Auf der Transitachse, wo sich der Verkehr bündelt und staut, steigt er um. Schliesslich nehmen auch immer mehr Reisende ihr Fahrrad für die erste und letzte Meile einfach mit in den Bahnwagen. Aber der Drahtesel behindert Ein- und Aussteigen und versperrt Platz: Keine ideale Form der kombinierten Mobilität.

So ähnlich bei der RoLa. Die teure und schwere Zugmaschine fährt nutzlos mit, und für die Chauffeure braucht es einen Liegewagen: Das Verhältnis zwischen Zuggewicht und Nutzlast ist schlecht. Der Betreiber benötigt spezielles Rollmaterial und Verladeanlagen, und der Logistiker kann es sich nicht leisten, einen Verlagerungszuschlag zu zahlen. Kein Wunder, hat das Angebot immer auf Pump gelebt. Was zunächst als Anschubfinanzierung gedacht war, ist rasch zur dauerhaften Subvention geworden. 2028 wäre sowieso Schluss, aber nun werfen die Betreiber das Handtuch schon früher, denn auch mit diesen Zuschüssen liesse sich der Verkehr nicht kostendeckend betreiben, lässt die Firma RAlpin verlauten.

Für das Logistikunternehmen ist das Angebot vor allem attraktiv, um Staus zu entgehen. Die gibt es aber auch auf der Schiene: Sowohl in Deutschland als auch in Italien wird an den Zulaufstrecken noch jahrelang gebaut. Im ersten Quartal 2025 mussten wegen Streckensperrungen zwanzig Prozent der Züge ausfallen. Das untergräbt die Akzeptanz bei den Verladern, denn sie wollen nicht wöchentlich andere Abfahrtszeiten, und Fahrzeitverlängerung schon gar nicht.

Wir mögen den Teddy, aber aus ästhetischen - sprich: politischen - Gründen: Rentieren kann er nicht. Gute Ideen sind eben nicht immer tragfähige Lösungen. Wenn schon verlagern, dann als unbegleiteter Kombiverkehr (UKV): Sattelauflieger oder Container werden in Terminals umgeschlagen, Fahrer und Zugmaschine bleiben vor Ort. Dass die RoLa-Kunden darauf umsteigen, ist unwahrscheinlich, sonst würden sie schon jetzt den UKV nutzen.

'Nun kommt eine Lawine auf uns zu', klagen daher die Teddyfreunde. Tatsächlich? Letztes Jahr durchquerten 940'000 LKW die Schweiz: Die RoLa hatte somit einen Marktanteil von weniger als 10 Prozent. Allein deshalb muss nicht Alarm geschlagen werden.

Eisenbahngüterverkehr ist ein schwieriges Thema. Es gibt unzählige 'gute Ideen' und kaum Durchbrüche. Möchte man nicht nur die 18 LKW wieder auf den Zug bringen, sondern den Grenzwert von 650'000 alpenquerenden Fahrten erreichen, brauchen wir, mindestens, einen Super-Teddy.

Fixe Grenzwerte sind keine Lösung in einem sich wandelnden Umfeld. Es ist einfacher, die Charts anzuführen, als Güterverkehr zu verlagern. Johnny Hill könnte ein Lied davon singen - pardon: Sprechen.

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