Vater werden...
- daehlert
- 22. Feb.
- 2 Min. Lesezeit
...ist nicht schwer...
Wilhelm Busch hat recht: Eines schönen Tages im Juni 2023, nach ein paar Stunden tippen, haben die ersten Seiten von 'Destination Dreamworld' das Licht der Welt erblickt. ...Vater sein dagegen sehr! Zwanzig Monate lang - mit Lücken - habe ich das Buch gefüttert, verwöhnt und erzogen: Jetzt kann es bestellt und gelesen werden. Ein gutes Gefühl. Und ein komisches, denn nichts ist per se fertig: Beenden ist eine Entscheidung, kein getriggertes Ereignis.
Anfangen war ein Impuls: Über das Buchgeschäft wusste - weiss ich - eigentlich nicht viel. Dass ich nicht nur gern, sondern gratis schreibe, löst nicht das Grundproblem: Wie kommt mein Buch zu den Leserinnen und Lesern? Wir sind zu viele, die gern schreiben: Bei einem klassischen Verlag publiziert zu werden, ist ein Lottogewinn. Absagen erfolgen ohne Begründung, und die meisten Verleger verzichten sogar darauf.
Also habe ich mich für das 'Selfpublishing' bei tredition.com entschieden. Es gibt viele dieser Plattformen, sie sind leicht zu finden, aber Buchverlage warnen: Unseriös! Es gibt Erfahrungsberichte von Nutzerinnen und Hobbyautoren, die sich über falsche Versprechungen beschweren. 'Das gute Altbewährte' gegen 'Internetbetrug'?
Der klassische Verleger ist ein Türsteher, der zur Party durchlässt, wer eingeladen wurde, die passende Visage hat und den Dresscode erfüllt. Er übernimmt die Verantwortung für 'mein' Buch und alle Rechte. Dafür bringt er es in den Markt: So läuft der Deal. Wer allerdings weder Beziehungen hat noch gern in der Schlange steht, um dann - wahrscheinlich - nach Hause geschickt zu werden, hat ein Problem.
Tredition existiert seit fast zwanzig Jahren. Sie versprechen nicht, mein Buch zum Bestseller zu machen: Sie lesen es nicht einmal! Der Autor ist allein verantwortlich - für alles, so steht es klipp und klar im Online Tutorial: Wahrheit darf weh tun, darum habe ich zugegriffen. Die Onlineplattform ist gut gemacht, der Shop ebenfalls. Schritt für Schritt führt der Prozess durch das Projekt, am Ende hat man sein druckfertiges Buch. Soweit, so gratis. Die Kreditkarte kommt erst zum Zug, wenn man Exemplare bestellt: Beim Print-on-Demand verdient Tredition einen kleinen Deckungsbeitrag je Exemplar an die Fixkosten. Zusatzleistungen kriegt man zu einleuchtenden Tarifen: Man wird zu nichts gedrängt. Unseriös? Nein, ein fairer Deal! Alles ist transparent, keine täglichen Sonderangebote oder zweifelhaften Push-Mails 'Du bist nur einen Click vom Nobelpreis entfernt, lieber Thomas!'
Nun wartet mein Buch auf sein Publikum, aber niemand wird es finden?! Wunder erwarte ich nicht. Ich habe ein paar Ideen, aber davon später einmal. Gerade jetzt beschäftigt mich nämlich etwas anderes:
Adieu, liebe Dreamworld!
Ich habe einen längst erwachsenen Sohn. Ob ich ihn damals so treu umsorgt habe wie bis gestern mein Buch? Fragt ihn selbst - Wahrheit darf weh tun... Heute fühle ich mich wie ein Vater am achtzehnten Geburtstag seines Sprösslings: Ein wenig stolz, hoffnungsvoll, ein bisschen wehmütig. Valerie ist meine Adoptivtochter geworden. Oder Zoé. Ab sofort muss ich beide ziehen lassen. Ich kann nicht mehr rasch auf Seite 269 an ihnen herumdoktern. Sie stehen zu ihren Gefühlen, Handlungen und Träumen und gehen ihren Weg. Sie sind gut geraten. Finde ich. Wie mein Sohn.
Ausgeträumt. Fertig. Perfekt? Nicht nötig: «Du sollst mich nicht bewundern. Reicht es mir, wenn du mich magst.» Seite 36. Zoé in ihrem noch nicht perfektem Deutsch.
Hallo, Martin! Keine Zeit für Tränen: Level zwei ruft.
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