Divers
- daehlert
- 25. März
- 2 Min. Lesezeit
Es war die Rubrik für alles, das nirgends sonst hingehört oder nicht näher untersucht wird: Seit einigen Jahren ist 'Divers' plötzlich die Hauptsache, politisches Credo einer Strömung, die der Diskriminierung den Kampf angesagt hat. Seit Trump aber... psst! Verboten.
Vom Aschenputtel zum Aufreger: Das Wort hat Karriere gemacht.
Ich war kürzlich in Schaffhausen eingeladen: Etwa dreissig Leute; AOP-Deutschschweizer krass in der Minderheit. Zwei Romands. Mehrere Personen mit Wurzeln in südostasiatischen Staaten. Deutsche. Dunkelhäutige Menschen. Altersspektrum: Vom Baby bis zum Ü65... Multikulti-Event der lokalen SP-Sektion? Mitnichten! Ein ganz normaler Kindergeburtstag bei einem Schweizer Unternehmer und einer Künstlerin: Familie, Nachbarn, Freunde. Sprachlich herausfordernd, aber unbeschwert.
Ausgesprochen divers.
Nachdem der Zeitgeist jahrelang nach staatlich angeordneter Diversität gerufen hat, bläst er, mindestens in den USA, nun zu deren Verbot. Das eine ist so doof wie das andere. Befohlen dient sie im besten Fall der Imagepflege und verkommt schlimmstenfalls zur ideologischen Propaganda. Diesen Irrtum mit drakonischen Massnahmen zu korrigieren, legt das Fundament für die nächste links-woke Übertreibung.
Die Ideologie fusst auf der unbewiesenen Annahme, eine möglichst heterogen zusammengesetzte Gruppe handle gerechter und erziele die besseren Resultate. Denn, und dies ist ein Fakt: Gremien aus Copains, Kopfnickerinnen und Claqueuren sind gefährlich. Ein typischer Umkehrschluss.
Die 'Woken' folgern: 'Schwache' und 'Minderheiten' sind auf staatliche Bevorzugung angewiesen, um nicht 'Opfer' zu bleiben. Aber Umkehrschlüsse sind Kopfgeburten. Es geht nicht um divers oder homogen, sondern um gezielt einseitige Auswahl - die ist schädlich! 'Jetzt brauche ich noch eine Schwarze und einen Jurassier' ist genauso willkürlich wie die notorischen 'alten, weissen Männer'.
Was ist überhaupt eine Minderheit? Jeder Mensch ist ein einzigartiges Individuum und hat das Recht, als solches akzeptiert zu werden. Schwarze aus den USA, die ihren Wurzeln folgen und sich in Westafrika niederlassen, werden dort als 'Weisse' behandelt und nach Strich und Faden betrogen. Fremd und benachteiligt zu sein hat keine Hautfarbe, kein Geschlecht und keinen Pass: Es reicht, mit zwölf Jahren die falsche Musik zu mögen und beim Fussball immer das Tor zu verfehlen.
Vielleicht ahnt ihr schon, was ich jetzt sage: Diversität kann man weder anordnen noch verbieten. Sie ist, ganz ohne Verrenkungen, Mahn- und Drohfinger, schlicht das Resultat eines umfassend verstandenen Liberalismus. Der ist per se ein Wertesystem der Nichtdiskriminierung: Jede darf sein wie sie ist, jeder darf erwarten, nicht ausgegrenzt zu werden, wenn er die ihm zustehenden Freiheiten nutzt. Ob Frau oder anders aussehend als andere, ist sowieso kein Thema.
Ich zeichne bewusst ein Idealbild, denn Gleichberechtigung ist ein Ideal - Gleichheit hingegen eine Utopie, die zwangsläufig in der Dystopie endet. Nicht alle haben dieselben Karten, und wenn sie der Staat nach eigenen Regeln zu verteilen versucht, schafft er bloss neue Ungerechtigkeit. Wir müssen clever spielen, statt klagen.
Gerade wird es uns vorexerziert: Was als politisch korrekt gilt, ändert sich alle Naselang. Erziehen wir daher unsere Kinder nicht mit dem zeitgeistigen Mahnfinger, sondern zu eigenverantwortlichem Denken. Vermitteln wir ihnen Selbstvertrauen und die Fähigkeit zur Selbstkritik. Lehren wir sie, ihre eigene Persönlichkeit zu entwickeln und die der Mitmenschen zu achten.
Und ja: Laden wir Nachbarn, Freunde und Familie zum Kindergeburtstag ein. Wie auch immer ihnen der Schnabel gewachsen ist und wo sie ihre Wurzeln vermuten.
Dann bleibt die Welt bunt und divers. Ohne Wokeness und trotz Trump.


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