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Konfliktverseucht

  • daehlert
  • 26. Okt.
  • 2 Min. Lesezeit

Anerkennung, wem Anerkennung gebührt? Trump zu loben, fällt schwer: Donald spielt, und wenn er verliert, haben seine Gegenspieler beschissen. Hat er gewonnen, setzt er gleich wieder alles auf die nächste Karte. Nicht immer mit Pokerface,

Immerhin: Unter allen Identitäten, die der US-Präsident für sich beansprucht, ist die des Friedensstifters eindeutig die sympathischste. Eine Friedenstaube mit Hammer im Schnabel: Der nachhaltige Erfolg seiner proklamierten Lösung für Nahost ist fraglich, aber jeder nicht tote Palästinenser, jede lebende Israelin sind ein Erfolg. Trumps egozentrische Skrupellosigkeit war in diesem Fall die beste aller schlechten Alternativen. Ich will weder Wasser aus dem Jordan anzapfen noch ins Mittelmeer pinkeln: Die Experten haben zum epischen Konflikt um Israel und Palästina längst geschrieben, was es zu sagen gibt, das Gegenteil von allem inklusive.

Ein Buch ist schuld, dass ich mich nun trotzdem zum Thema äussere. Der Titel - eine Provokation: 'Ungebetene Gäste', geschrieben von einer israelischen Psychologin, Ayelet Gundar-Goshen.

Ich will den Roman nicht rezensieren - als Fiktion guter Durchschnitt. Die Handlung dient, macht es den Anschein, vor allem der Tarnung einer verklausuliert-schonungslosen politischen Analyse. Die Autorin schreibt etwas zusammenhangslos über Menschen, die scheinbar sind wie du und ich, und zeichnet dabei ein brisantes Psychogramm der konfliktverseuchten israelischen Gesellschaft: Paranoide Zwangsvorstellungen - 'arabische Bürger sind Terroristen' -, hysterische Reaktionen und eine Stimmung persönlicher Orientierungslosigkeit. Ist der tragische, 'dumme' Unfall zum Auftakt eine Parabel? Gilt das Spannungsfeld zwischen privaten Schuldgefühlen und rechtlicher Kausalhaftung im Grunde der Frage nach kollektiver Schuld und Unschuld? Eine israelische Autorin darf schreiben, was Aussenstehende leicht zu Antisemiten stempelt.

Die letzten Zweifel über die politische Botschaft werden zerstreut, als im zweiten Teil des Buchs die Nigerianerin Ayobami wie beiläufig eine vergessene Episode der Nachkriegsgeschichte erwähnt: Die Idee der Briten, die Juden in Uganda anzusiedeln, welche Absicht 'die Juden aus allerlei Gründen ablehnten, wobei keiner die Tatsache berührte, dass in Uganda bereits Menschen lebten, die Ugander.'

Fieser Wink mit dem ganz grossen Zaunpfahl. Ohne das 'P'-Wort auf 315 Seiten zu erwähnen, ist das Wesentliche zu Palästina gesagt. Keine Polemik mit den Ungeheuerlichkeiten 'Genozid' und 'Antisemitismus', um die sich die Zeitgeistigen gerade in unversöhnlichen Bubbles zusammenrotten. Existenzrecht Israels? Falsche Frage. Unter dem Schock der Shoah hat die westliche Welt vor achtzig Jahren Unrecht mit Unrecht vergolten. Doch die Israeli sind nicht Kolonialherren wie die früheren europäischen Mächte, die man mit Gewalt nach Hause schicken kann. Sie sind legitime Bürger eines Staats, den es so nicht geben dürfte. Opfer, die zu Tätern werden, wie die Palästinenser. Ungebetene Gäste.

Unnötig, sich über das Leid in Gaza oder die Ansprüche Israels auf das Westjordanland zu echauffieren. Ayelet Gundar-Goshen beschreibt glaubwürdig, was sie als Psychologin in ihrer Praxis erlebt: Laizistisch gesinnte, gut ausgebildete weisse Israelinnen und Israeli, hin- und hergerissen zwischen Angst vor den arabischen Feinden und Schuldgefühlen über das Unrecht, das diesen angetan wird. Und dabei im UNO-legitimierten 'eigenen Staat' heimatlos bleiben.

Die Vertreter der jüdischen Gemeinschaften in der westlichen Welt täuschen sich: Wer den Irrsinn Palästina-Israel kritisch hinterfragt, ist kein Antisemit. Denn, paradox: Wo die Juden unbehelligt leben sollten, regnet es seit Jahrzehnten Geschosse, werden Unschuldige eingekerkert, und eine Mehrheit intelligenter junger Menschen träumt von der Karriere in einer Eliteeinheit der Armee.

Israel ist kein Safe Space. Wird es nie werden. Für niemanden.

Aber Donald Trump kriegt den Friedensnobelpreis. Wetten, dass?

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