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Eiskalt

  • daehlert
  • 22. Nov.
  • 2 Min. Lesezeit

Er hat uns eiskalt erwischt, der Winter. Schon Ende November Schnee und Temperaturen zum Fürchten! Jeder Schritt nach draussen wird zur Polarexpedition. Da sinkt auch meine Schreiblaune unter Null, wenn ich zwischen Dorf und Crétausaz nur dran denke, wie ich die Bise wieder aus dem Gesicht kriege.

Ich hatte einen Beitrag zur Demografie vorbereitet. Besser gesagt: Mich im uferlos schwierigen Thema verheddert. Nicht schlimm: Darüber habe ich schon vor einem halben Jahr gebloggt. Und, welches Glück, auf Trump und die Ukraine ist immer Verlass. Es gibt einen Friedensplan! Oder müsste man sagen: Friedensnobelpreisplan?

Egal. Über Putin muss ich keine Worte verlieren, denn ein Aggressor sucht nicht den Frieden. Aber Selenski? Noch bevor jemand die Zeit gefunden hat, den 28-Punkte-Plan der USA überhaupt zu lesen, ergreift er die verbale Kalaschnikow. 'Einen wichtigen Partner verlieren - die USA - oder die Würde', übernimmt er die Deutungshoheit. Ich übersetze: 'Wir wollen keinen Frieden, sondern Russland besiegen.' Mit kleinlautem Nachsatz: 'Ohne die Spielverderber ennet dem Teich wird es leider äs Birebitzeli schwierig.'

Ich werde sauer, wenn man mir das Denken abnimmt und habe deshalb zwischen Frühstücksei und Samstagszopf den Trump-Plan gelesen. Mit gut - oder schlecht? - eidgenössischer Neutralität betrachtet: So einseitig ist das Papier nicht, wie die ersten Kommentare vermuten lassen. Unwahrscheinlich, dass Wladimir es unterschreibt. Also geht der Krieg weiter, wie von Volodimir gewünscht. Auf gute Freunde kann man verzichten, aber einen zuverlässigen Feind zu haben, hilft immer.

Eiskalte Ironie? Wer irgendwann und irgendwie seinen Bürgerinnen und Bürgern erklären muss, wozu die Toten und alles Andere eigentlich gut waren, fürchtet logischerweise den Kompromiss. Vorteil Putin: Er stirbt wohl, bevor eine Opposition in Moskau aufmuckt. Selenski aber ist noch ziemlich jung, und einer der 28 Punkte lautet, die Ukraine müsse 100 Tage nach Inkrafttreten Wahlen durchführen. Mein Politverständnis sagt: Keine Chance an der Urne, wenn er Trump nun freundlich auf die Schulter klopft. Bedauerlich? Kalkül? Selenski wird nie Friedenspräsident: Er hat sich das olivgrüne Gnägi-Leibchen auf die Seele tätowiert.

Eiskalt erwischt: Die Ukraine wird Haare lassen müssen, denn Russland verschwindet nicht von der Weltkarte - weder freiwillig noch nach einem dritten Weltkrieg, den viele an die Wand malen und niemand will. In dreissig oder fünfzig Jahren werden uns Historikerinnen und Politologen erklären, wer, wann, was falsch gemacht hat. Wissenschaftlich, faktenbasiert.

Neutral, wenn möglich.

Neutralität ist weder ein Dogma noch unmoralisch, denn Engelchen kommen nicht an die (Welt)macht. Empathie statt Rüstungsrhetorik - angesichts einer Generation von Russinnen und Ukrainern, die mit dem Gespenst eines übermächtigen Feindbildes aufwachsen. Wo das hinführt, demonstrieren uns heute schon Polen und die Balten. Paranoia.

Die Absenz von Krieg ist leider kein Frieden. Lieber Donald, führe die Drecksarbeit trotzdem zu Ende: Gib Putin, was er verdient, und Selenski, worum er still und leise bettelt. Einen 'Diktatfrieden'. Dann darf er sich empören und Engelchen spielen. Gut für die Wiederwahl! Liebe EU-Länder: Fügt meinetwegen noch ein Dutzend Punkte hinzu und erklärt Selenski, dass Schluss ist mit Welt retten. Schenkt Ukrainern und Russinnen, was sie brauchen: Ein Ende des Kriegs. Ohne Sieg.

Nur Frieden ist die richtige Antwort auf Krieg. Denn der beginnt im Kopf und nicht im Schützengraben.' Bloggt Julia, 18, in meinem neuen Roman 'Level zwei'.

Es ist kalt. Väterchen Frost aus Sibirien. Hybrider Angriff?

Scheisswetter! Denkt meinetwegen, ich sei ein naiver Bähnler.

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